K 8 – Wo, wann, wie, warum – Was Lehrbücher empfehlen

6 Juli 2016
Wo, wann, wie, warum?
 
Die häufigsten Angaben sind die Wörter und Wortgruppen, die sich auf die vier schon genannten Fragewörter beziehen – auf das Wo, Wann, Wie und Warum. Selbstverständlich lassen die sich weiter unterteilen und vermehren, auf bis zu 50 Teilklassen haben es manche Grammatiker da schon gebracht. Um diese unhandliche Vielfalt an Durativität, Iterativität, Punktualität, Finalität, Instrumentalität, Konzessivität, Konditionalität ... dann doch wieder am liebsten den großen vier Kategorien unterzuordnen: temporal, kausal, modal und lokal.
 
 
Was viele Grammatikbücher empfehlen: TE-KA-MO-LO
 
Was ist nun, wenn sich davon zwei, drei oder gar alle vier Kategorien gleichzeitig in einem Satz tummeln? Gibt es da eine Regel, nach der sie eine bestimmte Reihenfolge einhalten müssen? Nein, sagen viele Grammatikbücher, richtige Regeln gibt es nicht, aber so etwas wie eine Empfehlung. Diese lautet: 
 
Zuerst die Angaben zur Zeit (Temporales), 
dann die zum Grund (Kausales), 
dann die zur Art und Weise (Modales)
und zuletzt die zum Ort (Lokales).
TEKA MOLO
 
Seltsame Beispielsätze
 
Wie zur Sicherheit wird dann oft ein Beispielsatz konstruiert, in dem wirklich alle vier vorkommen. Das gibt dann ein Gedränge an Informationen, so dicht, als müssten wir lesen, dass
 
Salli heute Abend (TE) aus letztlich niedrigen Motiven (KA) Sergey mit ihren erforenen Füßen (MO) in ihr Bett (LOgelockt hat.
 
Eine syntaktische Fehleinschätzung
 
An diesem Satz hakt nicht nur die unschöne Informationsfülle. Abgesehen davon, dass wir die Sache mit Sallis niedrigen Motiven bestreiten wollen, hätten wir uns mit der Bezeichnung „lokale Angabe“ auch einer syntaktischen Fehleinschätzung schuldig gemacht. Das Bett ist in diesem Satz nämlich mitnichten eine Angabe, sondern eine Ergänzung. Es wird von dem Verb locken gefordert, das eine Auskunft zum WOHIN nötig macht. LO steht hier also schon allein deswegen am Ende des Satzes, weil es Ergänzung ist.
  
Grammatikbücher und das wirkliche Leben
 
Im wirklichen Leben der Sätze, also außerhalb der Lehr- und Übungsbücher, sind Informationen, die sich auf einen Ort beziehen, sehr häufig Ergänzung. Das sehen auch einige neuere Grammatiken so. Im wirklichen Leben der Sätze ist außerdem ein so massives Aufkommen von Angaben, wie die Lehrbücher sie konstruieren, eine seltene Sache. 
 
Zumeist finden wir zwei Angaben, hie und da auch mal drei. Werfen wir dazu noch einmal einen Blick auf Sergeys Bericht über seine traurige Kindheit:
                                                                                                               
Leider (Kommentar) hatten Sergeys Maßnahmen zur Heubeschaffung der Familie damals (TE) nicht viel geholfen. Sie mussten die Kuh verkaufen.
 
Hinter der Kolchose (LO) gab es eine Gemeinschaftsweide.
 
Dahin (LO: Ergänzung) trieb man jeden Morgen (TEdas Vieh: Schafe, Kühe, Ziegen, Enten und Gänse.                               
 
Abends (TEkamen die Tiere von selbst (MO) nach Hause (LO: Ergänzung).
 
Und so (KA) trottete die verkaufte Kuh Tag für Tag (TE) heim in ihren alten Stall (LO: Ergänzung).         
 
Jeden Abend (TEmusste die Mutter sie ihrem neuen Besitzer zurückbringen.                                      
Mit Tränen in den Augen (MOführte sie ihre Kuh zum Stall des Nachbarn (LO: Ergänzung)
 
  
Von den sieben Sätzen hier haben vier nur eine Angabe beherbergt, dreimal fanden sich zwei Angaben. Am stärksten vertreten waren dabei die temporalen Angaben. LO fand sich als Angabe nur einmal; als Ergänzung dagegen viermal, dabei dreimal auf der prominentesten Position ganz am Ende. 

Teilen:

Blog abonnieren