K 1 – Pronomen und Adjektive

4 Juni 2016
Pronomen (3) haben etwas Äffchenartiges: klein sind sie, behände und reich an Unterarten. Eine besonders häufig vorkommende Population sind die Personalpronomen, die die wuchtigen Nomen vertreten. Haben wir einmal Salli gesagt, dann tut es alsbald auch ein zierliches sie, statt Anselms Namen zu wiederholen, sagen wir er und sollte sich ein Pferd hierher verirren, dann würde rasch es daraus. Pronomen sind begabte Gestaltwechsler: Aus ich kann mich werden oder mir, aus dieser dieses oder diese

Pronomen oder Artikel?

Manche Pronomen (wie dies oder das) sehen Artikelwörtern verteufelt ähnlich, sind aber keine (sondern Demonstrativpronomen). Und um die Verwirrung komplett zu machen, führen nicht wenige Grammatikbücher Wörter wie mein, dein, sein als „Possessivpronomen“. Die Bezeichnung ist ähnlich irreführend wie der Name „Walfisch“. So wenig der Wal zu den Fischen gehört, so wenig ist mein ein Pronomen. Es steht nicht für (pro) das Nomen, sondern geht ihm voraus wie ein Artikel. Ein Pronomen dagegen ersetzt ein Nomen. In Sallis Leben gibt es niemanden, den sie mit den Worten mein Mann beartikeln könnte. Aber wenn sie sieht, wie Kollegin Barbara sich an den smarten Dr. Donnerstag ranschmeißt, kann es schon passieren, dass sie heimlich denkt: Hey, das ist meiner! Und damit ein Pronomen gebraucht hätte.

Was Adjektive können

Eine Gabelracke tut hier ihr Bestes zur Verzierung der Umgebung. © Thomas Distler

Adjektive (4) können – bunt wie Paradiesvögel – Nomen mit ihrer Pracht verzieren. Rechts vom Nomen sind sie endungslos: 

Sallis Vater galt als streng, aber gerecht. 

Links vom Nomen braucht das Adjektiv eine Endung:
      
Ein strenger Mensch, dieser Vater. Oh, dieser strenge Papa! 

Adjektive kann man wie Nomen deklinieren, außerdem mit anderen Worten kombinieren – nervenstark, herzkrank, strohdumm – und zusätzlich noch steigern: streng, strenger, am strengsten.

Ökonomie als sprachliches Prinzip

Bei der Steigerung fallen ein paar besondere Formen auf. Solch scheinbare Unregelmäßigkeiten betreffen in der Sprache oft Kernwörter des täglichen Lebens: bei Verben etwa essen – aß; trinken – trank etc., bei Adjektiven viel – mehr – am meisten; gern – lieber – am liebsten; gut – besser – am besten. Solche Sonderformen haben sich erhalten aus alten Tagen, als man sich noch mit wenig Worten über die existenziellen Dinge des Lebens unterhielt. Inzwischen ist unser Wortschatz explodiert, den Luxus so vieler verschiedener Formen will sich die Sprache nicht mehr leisten und hat die meisten Formen einander angeglichen. Sprachen haben so etwas wie ein ökonomisches Prinzip.

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