K 11 – Nachstellen und Ausklammern

19 Juli 2016
Lesen Sie die Beispielsätze und erklären Sie die Wortstellung:
Die Bernhardiner haben sich amüsiert mit Tangotanzen, Rumsaufen und Lawinenkullern.
Und es wird kommen ein großer Regen, und die Menschheit wird beten zu Gott
Wolfgang Rug/Andreas Tomaszewski, Grammatik mit Sinn und Verstand, 1993

Das Nachfeld

Am Ende von Kapitel Elf ist Sergey also davongegangen wie ein geprügelter Hund? I wo, keine Rede davon. 

Zwar versteht er nicht ganz, warum Salli sich derart aufregen musste, aber sowieso ist es höchste Zeit für ihn, dass er zu seiner Stute kommt. Gestern hat er gesehen, dass die Rosse angefangen hat. Kann sein, dass er sie heute schon zum Decken bringen wird. Das heißt, er muss erst noch zu Tommi. Wegen dem Hänger. Sie haben vergessen die Bremslichter zu prüfen. Sonst noch was? Ja, die Dinger muss er noch abmachen, die Hufeisen. Damit es nicht zu Verletzungen kommt. Ein paar Tage wird Katka bei dem Hengst stehen. Ob sie aufnimmt? Genau vorhersagen kann das natürlich niemand, aber er hat ein gutes Gefühl. Stuten und Frauen – da spielen Hormone eine Rolle. Deshalb hat er auch immer lieber Hengste geritten als Stuten: Die sind beständiger im Gemüt. 

Lassen wir Sergey weiter seinen Gedanken nachhängen und kümmern wir uns um diese beiden Sätze: 

Sergey ist also jetzt davongegangen wie ein geprügelter Hund? Und: 
Deshalb hat er auch immer lieber Hengste geritten als Stuten. 

In beiden hat sich ein Satzteil an einer Stelle breit gemacht, an der – nach allem bisher Gesagten – der Satz eigentlich schon zu Ende sein müsste. 

Noch einmal: die Satzklammer

Erinnern wir uns an die Satzklammer aus dem dritten Kapitel. Da hieß es, das erste Verb, V1 , öffnet die Klammer, das zweite, V2, schließt sie und damit den ganzen Satz. Also so:

                V1                                                   V2
Sergey     ist also jetzt davon                         gegangen.
Deshalb   hat er auch immer lieber Hengste geritten. 

Das sind korrekte deutsche Sätze. Sie bleiben auch korrekt, wenn wir die Wörter, die eben unter den Tisch gefallen sind, wieder hervorholen und in die Satzklammer hinein schlichten:

               V1                                                                           V2
Sergey   ist    also jetzt wie ein geprügelter Hund davon  gegangen.
Deshalb  hat  er auch immer lieber Hengste als Stuten     geritten.

Das Leben nach der Satzklammer

Aber ein bisschen schwer zu atmen hat der Mittelteil in dieser langen Satzklammer schon. Die Erlösung aus solcher Bedrängnis heißt: Es gibt ein Leben nach der Satzklammer. 

  
Ob es ein Leben gibt nach ...? In der deutschen Syntax schon. © Charles Kenwright/www.openmind-images.com

Nach dem schließenden Verb kann sich – in Fortsetzung zu dem uns schon bekannten Vor- und Mittelfeld – nämlich noch ein Nachfeld auftun. 

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