K 3 – Noch mehr Verben, noch mehr Verbteile

14 Juni 2016
Drei Verben im Satz

Manchmal reichen zwei Verben nicht aus und ein drittes muss hinzugezogen werden, zum Beispiel, wenn man ein Modalverb oder das Passiv mit einer zusammengesetzten Zeit kombiniert. Das finite Verb bleibt wie üblich auf Position II, das Hilfsverb im Infinitiv wandert auf Position Ende und das Vollverb rutscht gehorsam ein Häuschen weiter weg von der Endposition:

             V1                                      V3              V2
Sergey hat diese Stute unbedingt kaufen      wollen.
Dazu    musste    Pummer            überlistet  werden.

Vier Verben

In seltenen Fällen tummeln sich gar vier Verben auf einem Satzfeld: Dieses Pferd ist nicht schlecht, aber – so würde Sergeys Vermutung im Futur II mit Passiv lauten (wenn er das kennte):

      V1                                   V4                       V3            V
Es wird    wohl völlig falsch behandelt   worden  sein

Wie viele Verben sich da auch einfinden – in jedem Fall klammern sie den Rest des Satzes ein. Und der kann sich ausdehnen wie bei einer Ziehharmonika, deren Balg aufgezogen wird.


Die dehnbaren Grenzen bilden die Verben auf Position II und Ende. Dazwischen kann sich die Wortfolge prinzipiell immer mehr erweitern:

                    II                                                                 Ende                                   
                     V1   V2                                                   
Letzten Mai hat Sergey                                                  trainiert.
Letzten Mai hat er noch                                                 trainiert.
Letzten Mai hat er noch in Russland                              trainiert.
Letzten Mai hat er noch in Russland erfolgreich            trainiert.
Letzten Mai hat er noch in Russland erfolgreich Pferde trainiert.

Trennbare Verbteile

Es wird noch mehr geklammert in deutschen Sätzen. Einmal über die trennbaren Präfixe: Viele Verben erfreuen sich einer Vorsilbe, mit der sie ihre Bedeutung verändern: sehen etwa lässt sich erweitern zu ansehen, versehen, nachsehen, zusehen etc. Sehr viele dieser Vorsilben lassen sich vom Verb abtrennen (man erkennt das beim Sprechen: die betonten lassen sich trennen, die unbetonten nicht), das heißt: Sobald das Verb sich aus dem starren Infinitiv löst und zu arbeiten beginnt, wandert die trennbare Vorsilbe ans Satzende und klammert dort hübsch zu. Erinnern wir uns daran, wie Salli Anselm nach seinen Neugriechischkenntnissen fragte: 

Da    wich er doch irgendwie eigentümlich      aus, nicht wahr? 
Salli  bekam das anscheinend gar nicht recht  mit. (Aber wir!)

Funktionsverben

Die zweite deutsche Spezialität sind die so genannten Funktionsverben. Das sind Verben, die zusammen mit einem Nomen eine Art Ehe eingehen, wobei sie ihre alte Bedeutung aufgeben (aber auch die Nomen verlieren dabei etwas von ihrer elefantösen Herrlichkeit). Besonders in Fachsprachen finden sich diese verheirateten Verben wie in Betrieb nehmen oder Maßnahmen ergreifen und auch hier trennt sich das Paar gerne und klammert ein:

Anselm               stellte   vorhin Sallis schönes Projekt einfach  in Frage.
Auf ihre Gefühle    nahm     er dabei herzlich wenig                      Rücksicht.

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