K 1 – Präpositionen und Junktoren

6 Juni 2016
Klein aber mächtig
 
Präpositionen (7) platzieren sich normalerweise – prä – vor ein Nomen; sie sind oft einsilbig, quasi kugelig wie ein eingerollter Igel, Flexionsendungen sind so wenig zu sehen wie Schweif oder Schnauze. Und dennoch sind diese Kleinlebewesen mit einer ordentlichen Macht begabt. Als würde der Igel den Elefanten auf Trab bringen, bugsieren Präpositionen die Nomen in einen Kasus: mit etwa verschiebt ein Nomen in den Dativ, ohne in den Akkusativ. Zu einer Zeit, als die Nomen Angaben zum Ort noch selbstständig durch eigene Endungen anzeigten, gab es keinen Bedarf für solch kleine Helferlein. Heute haben sie sich zu einem hübschen Rudel vermehrt, auf mehrere hundert wurde ihre Zahl schon geschätzt. 
 
Am Anfang war der Ort
 
Die ursprüngliche Aufgabe der Präpositionen war es, Orte anzugeben: in Bayern, am Spitzingsee; später haben die gleichen Wörter es zusätzlich übernommen, Zeitliches auszudrücken: im Juni 2006, am frühen Morgen. Und schließlich werden auch logische Bezüge durch Präpositionen angezeigt: wegen seines bärenhaften Triebs, Schafe zu reißen hat man einen gewissen Bruno abgeknallt und das trotz aller Proteste.
 
Präpositionen, die sich zu Verben gesellen
 
Als wäre das Aufgabengebiet der Präpositionen nicht schon groß genug, haben sie noch weitere Kompetenzen entwickelt, die sie für das moderne Deutsch unabkömmlich machen. Wieso lässt sich beispielsweise sagen, dass Sallis Vater zum Lehrstuhlinhaber für Landschaftsarchitektur ernannt wurde und an einem Herzinfarkt starb, der durch einen Bären verursacht wurde? Weil diese präpositionalen Tausendsassas einen Weg gefunden haben, sich mit einer Vielzahl von Verben zu Objekten zu verbinden. Hut ab, Präpositionen, von euch wird noch zu reden sein!
 
 
Auch die Junktoren (8)  – manche Grammatiken sagen auch Konjunktionen dazu – kamen spät auf die Welt. Ihre Aufgabe ist es, Sätze miteinander zu verbinden.
 
grammatik-band
Ein Junktor verbindet Sätze
 
Und zwar entweder so: 
 
Hauptsatz                                          + Konjunktor  + Hauptsatz
Sallis Vater hat ihre Mutter geheiratet, denn                sie war niedlich anzuschauen.
 
Oder so: 
 
Hauptsatz                                         + Subjunktor  + Nebensatz
Sallis Vater hat ihre Mutter geheiratet, weil                 sie ein heißer Feger war.
 
Die Konjunktoren sind eine relativ übersichtliche Schar. Wenn man absieht von dem, was manche Grammatiken auch darunter zählen, so genannte Doppelkonnektoren wie zwar – aber oder weder – noch oder Wortkombinationen wie es sei denn oder dem altertümlichen allein (... mir fehlt der Glaube), bleiben gerade einmal sechs Stück:
 
Enzo Sturm, Sallis Papa, hatte die von ihm geehelichte lachlustige junge Dame aus Niederbayern anfänglich geliebt oder zumindest anregend gefunden, aber mit der Zeit schwand seine Leidenschaft, denn ihre Unfähigkeit, sich auf dem gesellschaftlichen Parkett zu bewegen, ging ihm auf die Nerven und so begann er, sie ein wenig zu verachten, doch er ging nie so weit, an Scheidung zu denken; zu seiner Zeit trennten sich die Paare nicht, sondern man lebte irgendwie weiter zusammen.
 
Die Zahl der Subjunktoren ist größer. Mit ihnen lassen sich Gedanken in Nebensätze verschieben, die Zeitverhältnisse ausdrücken oder Logisches oder einzelne Satzglieder vorstellen. Hier ein bunter Strauß von Subjunktoren, unter ihnen einige Relativpronomen, die ebenfalls Nebensätze einleiten:
 
Auch nachdem Salli Abitur gemacht hatte, blieb es ihre Aufgabe, dem Papa als Sekretärin zur Seite zu stehen, womit sie auf ein gut Teil eigenes Leben verzichtete. Andererseits bedeutete es Salli sehr viel, dass der Vater sie – anders als ihre Mutter – intellektuell respektierte. Und das bei einer Aufgabe, die umso mehr ausuferte, je wichtiger ihm der Ausbau seines Naturschutzparks wurde. Als damals ein junger, lockenköpfiger Student der Ethologie sich für Salli interessierte, bat ihr Vater sie sehr ernsthaft, zu überdenken, wie ein Leben als Frau eines Ethologen aussähe, den es womöglich gelüstete, eine Affensippe in Uganda zu erforschen, und auf Sallis Tränen hin verschloss er sich so sehr, dass Salli den Ethologen allein nach Leiden ziehen ließ, wo er sein Studium und Leben ohne sie fortsetzte. 

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