K 8 – Statistisches zu TE-KA-MO-LO

8 Juli 2016
Statistisches zu TE-KA-MO-LO
 
Sätze mit der Reihenfolge TE-Verb-Subjekt-MO-Objekt kommen tatsächlich oft vor. Sollte man dann nicht vielleicht doch eine Regel aufstellen können, wenigstens zur Abfolge von temporalen und modalen Angaben? Oder zumindest bei den von vielen Grammatiken beschworenen „Tendenzen“ bleiben? Dass es diese Tendenz gibt, lässt sich statistisch ja nachweisen. 
 
Lotto spielen?
 
Als Anweisung für den Sätze bauenden Menschen hat sie aber etwas vom Lottospielen an sich: „Halte dich an TE-KA-MO-LO, so wirst du Fehler vermeiden. Wenigstens manchmal.“ Dabei sagt uns doch eine andere Regel schon längst, was zu tun ist: Mach deinen Satz spannend! Wenn wir uns an die Dramaturgie der Sätze halten wollen, brauchen wir weder ein festes Gesetz noch ein Lottospiel. Dann lassen wir die Angaben einfach dahin laufen, wo sie die jeweils größte Wirkung haben. 
 
Sätze vom Ende her lesen
 
Sehen wir uns noch einmal ein paar Sätze an unter dem Aspekt ihrer inneren Dramaturgie. Blicken wir auf das jeweilige Satzende, wo sich das Satzdrama auflöst und versuchen wir, die Anordnung der Angaben von da aus zu verstehen. Lesen wir die Sätze von ihrem Ende her:
      
Zur Zeit der Sowjetunion (TE) gehörten die Rennbahnen dem Staatder auch die Finanzen überwachte.  
                                        
Trotz aller Planung (KAmischte hie und da (TE)  die Mafia mit. 
                                                                                                 
Die Fahrer ließen mit sich reden und verloren auch mal (TE) ein Rennen freiwillig (MO).
 
Manchmal (TEbrachte das eine Kiste Wodka ein, manchmal (TE) auch einen Packen Rubelchen.
                                       
Sergey war einer der wenigen Männer in Russland (LO) , der nicht trank
trotzdem (KAnahm er Wodka zu sich, wenn es sein musste. 
                     
Das Geld auch. Um ein Haus zu bauen in Kasachstan (LO).                                                                                 
Vor großen Rennen (TE) versteckten er und Rachim die guten Pferdedenn manchmal (TE) geschah es, dass eins entführt wurde.                                
Aber das Verstecken half ihnen nicht immer (TE) .                                               

Eines Tages (TE) fanden sie drei gute Hengste tot (MO) in ihrer Box (LO).

Erst nach langem Suchen (TE) entdeckten sie, was passiert war:
 
Jemand hatte ihnen mit einem dünnen, scharfen Dolch (MOins Herz gestochen. „So was“, sagte Rachim, „das können nur Kasachen.“                          
 
Aber im Grunde (MOlebten sie damals (TE)  überall (LOfriedlich zusammen: Juden und Deutsche, dunkle oder rothaarige Tataren und blonde Russen, vierschrötige Kasachen, edle Baschkiren und Usbeken mit fein geschnittenen Gesichtern.

Erst mit der Perestroika (TE) änderte sich das: In Kasachstan (LOerwachte das Nationalbewusstsein ...
 
Wohin haben wir TE platziert? Mehrmals weit nach vorne im Satz, nämlich dreimal auf der Position III, unmittelbar nach dem finiten Verb und ganze acht Mal auf Position I. Aber einmal auch am Satzende. Und LO? Auffällige vier Mal auf der Endposition. Aber einmal auch auf der ersten. Und einmal hat MO sich vor TE einquartiert.
 
Abweichungen von der empfohlenen Abfolge TE-KA-MO-LO? 
Oder Anarchie für Angaben? 
 
 
Zweimal nein. Es ist der dramaturgisch interessierte Regisseur in uns, der sie dahin platziert, wo sie ihm jeweils am sinnvollsten erscheinen. Nach vorne, wenn sie mehr umgreifen sollen im Satz oder etwas Selbstverständliches an sich haben wie die Kategorien der Zeit; nach hinten, wenn es gerade auf ihren Auftritt besonders ankommt. Die Ordnung im Satz wird bestimmt von dessen Ende her. Auch die Syntax der Angaben erklärt sich von daher. 
 
Wem die wenigen Beispielsätze hier nicht genug sind: Im achten Kapitel des Romans finden sich folgende Konstellationen: 320 Sätze. Davon brauchte nur etwas mehr als die Hälfte, nämlich 162, überhaupt Angaben. Der Rest kam ohne aus. Die beliebtesten Angaben waren die temporalen und die modalen, wobei die temporalen weit überwogen. Wirkliche lokale Angaben waren schwächlich vertreten, absolutes Schlusslicht bildete die Kausalität. 
Lediglich neun Sätze brauchten drei Angaben, 34 wollten zwei, die meisten Sätze (119) gaben sich mit einer Angabe zufrieden. 
Bei den Sätzen mit zwei Angaben entsprechen vierzehn der Abfolge TE-KA-MO-LO: zehnmal steht TE vor MO, dreimal TE vor LO, einmal MO vor LO. 
Dreimal waren beide Angaben TE, siebenmal gab es zwei MOs in einem Satz. 
Und „abweichend von der Empfehlung“: zweimal LO vor TE, fünfmal LO vor MO.

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