K 1 – Verben und Adverbien

5 Juni 2016
Katzenartig

Die Hauptarbeit im Satz leisten die Verben (5). Geschmeidig sind sie wie Katzentiere, schon wenn wir konjugieren, ändern sie ihre Gestalt: ich spreche, du sprichst, er spricht; ich schlafe, du schläfst, er schläft – das waren zwei so genannte starke Verben. Salli erklärt diesen Namen damit, dass diese Verben stark genug sind, um eine so heftige Veränderung im Inneren ihres Wortleibs aushalten zu können, während die anderen (zum Glück für die Lerner sind das die meisten) für eine solche Leistung einfach zu schwach sind: wohnen – wohnte – gewohnt. Aber auch die schwachen Verben müssen manchmal etwas stemmen: ich lächle, du lächelst, er lächelt. Haben wir es gemerkt? Bei Verben mit der Endung -eln fällt bei der ersten Person Singular das e aus.



Gestaltwandel passiert den Verben auch, wenn wir das Tempus wechseln:
      
Seht mal, gerade gibt sich Salli einem Tagtraum hin. (Präsens)
Es gab da nämlich einmal einen Mann in ihrem Leben. (Präteritum)

Sie informieren uns über Aktiv und Passiv

Nach dem Abitur arbeitete sie als Sekretärin ihres Vaters (Aktiv) 
nachdem sie von ihm darum gebeten wurde.(Passiv)

und darüber, ob etwas wirklich ist oder nur erträumt:

Salli würde gerne als Wissenschaftlerin wirken (Konjunktiv II), 
was leider völlig unmöglich ist.(Indikativ).


Adverbien (6) einzuordnen ist schwer – weshalb sie Salli auch mal als Wiesel, mal als Waschbären erscheinen. Tatsächlich wurde um keine andere Kategorie so viel gestritten wie um diese Spezies.

Umstrittenste Wortart

Schon die Herkunft schillert: Es gibt Adverbien wie bergauf oder flugs, denen keinerlei nähere Verwandtschaft mit einem Adjektiv anzusehen ist; andere sind eigentlich Adjektive und haben nur für den Moment den Beruf gewechselt. In manchen Sprachen merkt man einen solchen Wandel, im Englischen zum Beispiel an der Endung ly. Im modernen Deutsch ist kein Unterschied zu sehen (Diese Formfrage ist für manche Grammatiker der Grund, warum sie weiter von Adjektiven sprechen. Für andere ist die Stellung im Satz wichtiger, deshalb erkennen sie den Wandel vom Adjektiv ins Adverb an): 

Salli ist als Charakter alles andere als wild (Adjektiv), 
aber bald wird sie wild (Adverb) daran arbeiten, ihr Leben zu wenden. 

Versteinerte Endungen


Vor 600 Jahren war das noch anders, da wechselte das Adjektiv in das Amt des Adverbs nicht ohne ein sichtbares Zeichen: Aus hart wurde damals harte, aus lang lange. Manchmal finden wir dieses Zeichen parallel zu der modernen, endungslosen Form noch heute: nah – nahe, fern – ferne, gern – gerne. Es sind Überbleibsel aus alten Tagen, vergleichbar dem versteinerten Dativ-e.

Vielseitig anwendbar

Die größten Kopfzerbrechen machen die Adverbien den Linguisten aber deshalb, weil sie in der Sprache so viele verschiedene Dienste verrichten. 

Zum einen stehen sie, wie schon gesehen, einem Verb oder Adjektiv zur Seite und erklären dessen Eigenschaft: 

Sallis Gesprächspartner am Telefon spricht falsch
aber Deutsch ist ja auch schrecklich schwer.

Sie können aber auch dem ganzen Satz eine Richtung geben hinsichtlich der Zeit: (morgen, bald), des Ortes (hier, dort), des Grundes (deswegen, trotzdem) und der Art und Weise (rundheraus, blindlings). Diese Wörter haben sich aus Nomen, Adjektiven oder Verben entwickelt; oft schlummert die alte, kräftige Bedeutung noch in ihnen wie der Weg in deswegen oder der Trotz in trotzdem

Und dann gibt es noch Adverbien, mit denen wir Gesagtes kommentieren – vielleicht, leider, eigentlich, glücklicherweise. (Manche Grammatiken sprechen hier auch von Modalwörtern). Welche Arbeit ein Adverb jeweils verrichtet, das hat Konsequenzen für die Frage seiner Positionierung. Genaueres dazu in Kapitel acht.

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