Porträts ehemaliger Studenten
Aus der ganzen Welt sind sie gekommen, aus allen Kontinenten. Ich erinnere mich an zwei Südafrikaner, einer war weiß, der andere schwarz, zufällig saßen sie im gleichen Kurs,die an einem heißen Sommertag im Schulhof einen Regentanz aufführten, unser Direktor kam heraus und lächelte.
Ich erinnere mich an das Kleeblatt Sinan, Anneli und Hamada, später haben Sinan und Anneli geheiratet und sind nach Schweden gezogen. An die türkische Mutter, die mir einen Brief schreibt und sich bedankt, dass ich ihren Buben unterrichtet hätte. Zwei Jahre später sitzt seine Schwester in meinem Kurs – irgendwie kennen wir uns schon. Oder an Rowolson aus Haiti, der in einer Kurzgeschichte von mir seinen deutschen Onkel entdeckt.
Traurige Geschichten gab es auch. Ich erinnere mich an Ahmed, der mir die Geschichte seiner Flucht aus dem Irak erzählte. Ich erinnere mich an die unglücklich verliebte blonde Barbara aus Spanien, an die aufgeweckte, reizende Zeljka aus Bosnien, der mitten im Unterricht die Nachricht von ihrem getöteten Bruder überbracht wurde und an Onar aus der Türkei, der sofort ihre Sachen packte, sie um die Schulter fasste und nach Hause begleitete.
Hier möchte ich einige von ihnen vorstellen.
18 April 2017
Erst hat sie einen Mittelstufenkurs Deutsch gemacht. Dann nach einem einzigen Abendkurs die DSH-Prüfung mit Bestnote hingelegt. Und schließlich ihr ganzes Leben umgekrempelt: Aus der gut verdienenden IT-Frau wurde wieder eine Studentin, die mit glühendem Interesse Latein lernt und Referate zu semantischen Theorien oder Namenskunde verfasst. Hier kommt Diana und erzählt von ihren Erlebnissen mit der deutschen Sprache.
6 April 2017
Eine bienenfleißige Studentin. Und so anpassungsfähig: Wenn gelernt werden muss, wird gelernt. Und laut gelacht, wenn die Lehrerin Faxen macht. In der Heimat trägt sie (einen sehr kleidsamen) Schleier. In Deutschland ist sie eine modische junge Frau. Hier kommt Elaheh und berichtet.
5 April 2017
Sie kam mir immer vollkommen selbstbewusst vor: charmant und sicher, ohne Allüren. Aber dass man sich mit guten Deutschkenntnissen erst richtig sicher fühlt, liegt ja auf der Hand. Hier kommt Katharina und erzählt darüber.
4 April 2017
Mit den Türken sprach sie Türkisch im Unterricht, mit den Russen Russisch und mit den Griechen Griechisch. Wie so was geht? Mit ein wenig Genialität und einer Herkunft als Pontia. Ponti sind Griechen, die vor sehr langer Zeit schon in den Kaukausus ausgewandert sind, wo sich das Altgriechische in der Diaspora bewahrt hat. Ach ja, diese Sprache plus Georgisch beherrscht sie auch noch. Hier kommt Olga und erzählt.
30 März 2017
Er nannte sich Hans, kam aus Indonesien, aus einer Welt, über die wir sehr wenig wissen. Über Hans wussten wir zumindest, dass er wunderbar Klassische Gitarre spielen kann. Hans musste schon nach wenigen Monaten in seine Heimat zurück, seinen Text hat er daher auf Englisch verfasst und ich habe ihn ins Deutsche übertragen.
28 März 2017
Sie war „die Kleine“ in der Klasse. Mit einer riesigen Begabung für Sprachen und fürs Theater Spielen. Wenn ich im Unterricht zu faul war, ein Wort zu erklären, dann habe ich auf sie zurückgegriffen: „Smaranda, spiel mal Schüchternheit!“ Später habe ich sie dann tatsächlich auf der Bühne gesehen: als eine der Hexen in Shakespeares „Macbeth“ und im „Sommernachtstraum“ als Puck. Hier kommt sie – Vorhang auf für Smaranda!
27 März 2017
Zwei Rumäninnen saßen in diesem Kurs – sie hätten verschiedener nicht sein können: die eine groß und schwarzhaarig, die andere klein und blond, eine aus dem Süden, die andere aus dem Norden. Und beide sprühten sie nur so vor Geist und Witz. Ana-Ruxandra konnte außerdem noch singen wie ein Zeisig und hat zusammen mit ihrer Tochter die berühmten Konzerte unserer Deutschkurse bereichert. Heute ist sie dran und erzählt, wieso es mit ihrer Karriere als Straßenkünstlerin nicht geklappt hat.
23 März 2017
Was lernt man im Deutschkurs? Na, Deutsch natürlich. Manchmal aber auch, dass man eigentlich ein Sprachtalent ist und sich für das ganze Berufsleben umorientieren sollte. Hier kommt Açelya und erzählt, wie das bei ihr war.
22 März 2017
Was macht man mit einem Familiennamen, der für deutsche Zungen so schwer auszusprechen ist, dass man meist selbst nicht versteht, ob man gemeint war? Man lernt Deutsch, bis man es besser kann als die deutsche Sprechstundenhilfe. Hier kommt Nino aus Georgien und erzählt uns, wie das war.
21 März 2017
Kein deutscher Mann, kein Ökonomie-Studium – nein, für Jingwei war das Motiv zum Deutschlernen der Klassiker schlechthin: die Liebe zur Klassischen Musik! Und das schreibt sie:
Themen
Reisebilder
Ich verreise eigentlich nur, um Freunde zu besuchen oder an meinem Reiseziel zu arbeiten. In den letzten Jahren waren das Orte in Rumänien, Russland, Griechenland und Georgien. Von dort wird es hier Bilder geben und ein wenig Text. Nichts Spektakuläres, nur Innenansichten. Und ganz normale Einheimische.
Rezensionen
Wenn mir ein Buch nach 40 Seiten immer noch nicht gefällt, lese ich es nicht weiter, kann es also auch nicht rezensieren. Deshalb stelle ich hier ausschließlich Werke vor, die ich wirklich empfehlen möchte. Oder – seltener – die mich so empört haben, dass ich meine, davor warnen zu sollen.
Porträts ehemaliger Studenten
Aus der ganzen Welt sind sie gekommen, aus allen Kontinenten. Ich erinnere mich an zwei Südafrikaner, die an einem heißen Sommertag im Schulhof einen Regentanz aufführten. Ich erinnere mich an Sinan, Anneli und Hamada, an Ahmed, Barbara und Zeljka, alle ganz verschieden, jeder interessant. Hier möchte ich einige von ihnen porträtieren.
Porträts Übersetzer
2019 im Mai kamen wir in Thessaloniki zusammen: vier Deutsche und zehn Griechen, alle damit beschäftigt, Texte aus der einen Sprache in eine andere zu übersetzen, aus der einen Kultur in die andere, alle leidenschaftlich um Sprache bemüht.