Warum gehen die Kinder "in die Kirche" und kommen "aus der Kirche"?
Johannes S. fragt:
Die Kinder gehen in d i e Kirche.
Die Kinder kommen aus d e r Kirche.
Die Buben springen in d a s Wasser.
Sie kommen aus d e m Wasser.
"Gefühlsmäßig" mache ich es richtig - aber nach welcher Regel?
Lieber Johannes,
zuerst mal: Hier haben wir es mit der Wortart der Präpositionen zu tun, die das Nomen, vor dem sie stehen, zu einem bestimmten Kasus verdonnern. Manche verlangen einen Genitiv wie bei kraft meines Amtes, andere einen Akkusativ (wie ohne oder für) und wieder andere den Dativ (z.B. mit, bei). Und dann gibt es noch solche, die mal Akkusativ, mal Dativ wünschen: in, an, auf, vor, hinter, zwischen, neben, unter, über. Man nennt sie Wechselpräpositionen, weil sie zwischen den beiden Kasus wechseln können. Welcher jeweils gewünscht wird, das hängt vom Verb ab. Wenn das Verb über einen Ortswechsel spricht, folgt der Akkusativ, wenn es statisch auf einen Platz verweist, kommt der Dativ.
Deshalb gehen die Kinder in die Kirche und springen in das Wasser (Ortswechsel, Akkusativ), aber sie sitzen in der Kirche und schwimmen im (= in dem) Wasser (kein Ortswechsel, Dativ).
Wahrscheinlich merkt man sich diese Regel irgendwann unbewusst und ist dann ganz erstaunt, wenn nach einem Verb, das zweifelsfrei über einen Ortswechsel spricht, trotzdem ein Dativ folgt. Das kommt daher, dass hier eben keine Wechselpräposition am Werk ist, sondern eine, die unbeirrt durch interessante Verbbedeutungen einfach den Dativ verlangt. zu, aus, von sind solche Präpositionen.
Man geht also zur (zu+der) Kirche und kommt von der oder aus der Kirche. (Ortswechsel, trotzdem Dativ).
Das Problem hat zwei Quellen: einfache Rektion der Präpositionen und die der Wechselpräpositionen. Allein sind Sie damit nicht, meine Studenten fragen das auch sehr oft. Ich hoffe, es ist klar geworden. Wenn nicht – einfach noch mal nachfragen!
Themen
Grammatik-Blog
K 2 – Nicht notwendige Satzglieder
10 Juni 2016
Kaum sind die Ergänzungen im Spiel, da eröffnet sich die Schwierigkeit, diese Truppe Satzglieder abzugrenzen von unserer letzten Kategorie, den...K 7 – Was die Artikel bewirken
29 Juni 2016
Wie ungern dieser Sergey über seine Vergangenheit spricht. Immer wenn Salli nachfragt, zieht er alles zu. War da etwas Schlimmes? Wollen wir hinter...K 11 – Superauftritt für Subjekte
21 Juli 2016
Nicht alle Satzglieder können ausgeklammert werden. Einzelne Nomen oder Pronomen finden wir nie auf dem Nachfeld. Fast schon gewohnheitsmäßig dagegen...K 9 – Weshalb das Vorfeld gar nicht so unwichtig ist
11 Juli 2016
Nein, das Vorfeld ist nicht die unwichtigste Position im Satz. Das sehen wir schon daran, dass einige wirklich sehr schmalbrüstige Wortarten dort nie...K 8 – Wohin mit den Angaben?
4 Juli 2016
Nun haben wir sie also soweit, Salli und ihren Sergey. Was die beiden tun, können wir uns ja vorstellen, wir hätten also alle Bestandteile für einen...