Ufa 2017 – Schlagbäume und Granatäpfel
19 April 2017
In der Woche vor Ostern 2017 findet in Ufa die mit viel Engagement vorbereitete "Deutsche Woche" statt. Dazu hat man uns eingeladen: meinen Freund Andreas Götz und mich. Am Montag, dem 10. April, um 3.50 in der Frühe landet unser Flieger in Ufa, Hauptstadt von Baschkortostan. Die Ärmsten, die uns um diese Uhrzeit abholen müssen, heißen Irina Faritowna und ihr Mann Rafael. Irina ist die Übersetzerkönigin von Ufa und Motor der hiesigen Germanistik. Wie viele Initiativen, Projekte und Jobs in Ufa auf sie zurückgehen, davon wird in den nächsten Tagen noch öfter die Rede sein. Erst mal bringen sie und ihr Mann uns zu unserer Unterkunft. Da man im Russischen die Vornamen gern so kurz wie möglich zusammenschnibbelt, sitzen wir nun mit dem Paar RAF und IRA im Auto – gefährlicher geht’s kaum.
Mittags kommt uns Kollegin Galia abholen. Galia, blond und grünäugig, ist das Ergebnis einer russlanddeutsch-baschkirischen Koproduktion, wir kennen und lieben uns seit vier Jahren. Winkend steht sie an der Schranke, die im Russischen tatsächlich „schlagbaum“ heißt. „Nie wieder Grenzen zwischen uns!“, ruft sie laut und lacht schallend. Und schon geht es los – einmal kurz die Prachtstraße in Ufa entlang, damit Andreas einen Eindruck von der Stadt bekommt, dann fahren wir zur Presseagentur „Baschinform“. Wieder gibt’s einen „schlagbaum“, aber VIPs, die wir sind, dürfen da durch. Im Gebäude erwarten uns Vertreter vom Baschkirischen Schriftstellerverband und Journalisten von „Radio Russia" und „Sputnik“. Außerdem die zwei perfekten jungen Dolmetscherinnen Christina und Lisa, beide wie aus dem Ei gepellt, souverän und kompetent. Bei wem sie die Übersetzungskunst gelernt haben? Natürlich bei Irina Faritowna. Das Ergebnis der Konferenz: Schriftsteller hier wie dort unterliegen den Gesetzen des Kommerz, die ihnen das Leben nicht immer leicht machen. Für Andreas und mich kam das nicht ganz unerwartet, bei den Russen und Baschkiren hatte ich den Eindruck, dass sie von uns gern Hoffnungsvolleres gehört hätten. Trotzdem kriegen wir baschkirische Spezialitäten zu essen: Suppe mit wunderbar kleinen Pelmeni und Granatapfeltee in gläsernen Kannen.
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