Der preußische Grieche – Thanassis Tsingas
12 Juni 2019
Ja, er lebt vom Übersetzen, hauptsächlich geht es dabei um technische Handbücher, aber in Übersetzungen zum Zweiten Weltkrieg steckt sein Herzblut – das sind Augenzeugenberichte von griechischen KZ-Überlebenden, Zwangsarbeitern und versteckten Juden.
Deutsch und Griechisch: Thanassis übersetzt in beide Richtungen, kein Wunder, er ist quasi in Deutschland aufgewachsen, hat sich da eingewurzelt, eine deutsche Frau geheiratet. Seine Gestik, Mimik sind deutsch, sogar ein leiser Berliner Akzent ist hörbar.
Was er an Deutschland liebt? Vieles, aber insbesondere das Bildungssystem, das lange nicht so verschult ist wie in anderen Ländern.
Wie er die Krise erlebt hat: Ja, das hat ihn schon sehr geärgert, wenn er mit anhören musste, was die Deutschen so über Griechenland reden. Dass ihm Fragen gestellt wurden wie „Zahlst du hier überhaupt Steuern?“
Thanassis, was wünschst du dir? „Noch viel mehr aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzen können, damit die Deutschen mehr erfahren über Griechenland, besonders aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.
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Für den Workshop hat Thanassis eine Kurzgeschichte aus Dimosthenes Papamarkos’ Kurzgeschichtensammlung „Giak“ (Antipodes-Verlag) übersetzt, eine Riesenleistung, denn die Vorlage ist ein Stück rigoros gesprochenes Neugriechisch, durchsetzt mit Einsprengseln aus dem Arvanitischen, einem archaischen albanischen Dialekt, der im heutigen griechischen Raum seit dem Mittelalter gesprochen wird. Auf die fertige Übersetzung kann man wahrlich gespannt sein.
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