Ufa 2017 – Unkraut, Räuber und Worte, die auf Pfiff reagieren

2 Mai 2017
An unserem letzten (Arbeits)Tag in Ufa treffen wir uns vormittags mit den beiden Öko-Aktivistinnen Tatjana und Snetschana. Tatjana spricht gut Deutsch, hat es aber länger nicht mehr geübt. Wann immer ihr ein Wort fehlt, pfeift sie kurz – dann springt die gesuchte Vokabel tatsächlich daher wie ein gut erzogener Hund. Los geht’s mit ihrem „Ökobus“ zu einer kleinen Stadtrundfahrt. 

Salawat

Als erstes begrüßt werden will der baschkirische Volksheld Salawat Julajew. Im 18. Jahrhundert hat er in einem großem Bauernaufstand Baschkiren und Kosaken gegen die Zarin geführt. Der Sage nach hat Salawat eine Stute geritten, aber auf so was konnten ihn seine nachträglichen Fans natürlich nicht sitzen lassen, der Denkmalerbauer hat also als Reittier für den Helden einen prächtig ausgestatteten Hengst geschaffen. Salawats Sache ging letztlich nicht gut aus, Katharina ließ ihn und seinen Vater brandmarken, auspeitschen und im Gefängnis verschmachten und verbot den Baschkiren, ihre Kinder nach ihm zu benennen. Heute tragen seinen Namen eine Stadt, jede Menge Straßen und Parks und die Eishockeymannschaft von Ufa. 

gruen

Auch das Stadtwappen ziert er zusammen mit einem überdimensionierten Dillzweig. „Typisch für unsere Republik“, bemerkt Tatjana dazu. „Unsere Wahrzeichen?" – Kurzer Pfiff: "Unkraut und Räuber!“ 

Nächste Station ist der heldenhafte Knaben-Soldat Alexandr Matrosow, der sich im Großen Vaterländischen Krieg für seine Kameraden opferte und dafür ein Denkmal errichtet bekam. 

Matrossow

Gleich neben dem  Lenin-Orden und dem der Internationalen Völkerfreundschaft.
Orden

Teilen:

Blog abonnieren

Themen
    Reisebilder
    Ich verreise eigentlich nur, um Freunde zu besuchen oder an meinem Reiseziel zu arbeiten. In den letzten Jahren waren das Orte in Rumänien, Russland, Griechenland und Georgien. Von dort wird es hier Bilder geben und ein wenig Text. Nichts Spektakuläres, nur Innenansichten. Und ganz normale Einheimische.

    Rezensionen
    Wenn mir ein Buch nach 40 Seiten immer noch nicht gefällt, lese ich es nicht weiter, kann es also auch nicht rezensieren. Deshalb stelle ich hier ausschließlich Werke vor, die ich wirklich empfehlen möchte. Oder – seltener – die mich so empört haben, dass ich meine, davor warnen zu sollen. 

    Porträts ehemaliger Studenten
    Aus der ganzen Welt sind sie gekommen, aus allen Kontinenten. Ich erinnere mich an zwei Südafrikaner, die an einem heißen Sommertag im Schulhof einen Regentanz aufführten. Ich erinnere mich an Sinan, Anneli und Hamada, an Ahmed, Barbara und Zeljka, alle ganz verschieden, jeder interessant. Hier möchte ich einige von ihnen porträtieren.

    Porträts Übersetzer
    2019 im Mai kamen wir in Thessaloniki zusammen: vier Deutsche und zehn Griechen, alle damit beschäftigt, Texte aus der einen Sprache in eine andere zu übersetzen, aus der einen Kultur in die andere, alle leidenschaftlich um Sprache bemüht.