Ufa 2017 –Lesefüchse, die erstaunlichste Treppe und ein Volksdichter
21 April 2017
Am Dienstag findet die große studentische Konferenz statt. Die Studenten organisieren den Ablauf, dirigieren das Publikum und sorgen für Erfrischungen. Mich verbringt man erst mal in einen Seminarraum, wo die aus dem Uralgebiet angereisten „Lesefüchse“, neun Schüler und drei Lehrkräfte auf meinen Workshop zum deutschen Artikelsystem warten. Alle machen mit Feuereifer mit, auch die anwesenden deutschen Lehrer, denen seit ihrer Tätigkeit im Ausland heftig klar geworden ist, wie schwer Deutsch für Nicht-Muttersprachler ist. Wie zum Beispiel sollte man seinen Liebsten ansprechen, mit "Du bist ein Mann in meinem Leben"? Oder "Du bist der Mann in meinem Leben?"
Der nächste Vortrag (zum aktuellen Sprachwandel im Deutschen) findet in der schönen Großen Aula statt mit größerem Publikum – darunter Irina, Alexei und Andreas, die das Gleiche schon im letzten Herbst in Orenburg gehört haben. Trotzdem lachen sie tapfer bei allen Witzen wieder mit.
Hier übrigens der wunderschöne Aufgang zu unserer Fakultät an der Uni:
Am Abend gibt es dann noch eine Lesung im Deutschen Lesesaal, verwaltet von der tapferen Gisela, die uns die erstaunlichste Treppe der Stadt zeigt. Stadt oder Welt? Sie hat jedenfalls etwas Traumartiges, da man sich bücken muss, während man treppab geht.
Andreas Steppan von der Zentralstelle für deutsches Auslandswesen stellt seine beiden Anthologien zu Neuerscheinungen aus der deutschen Literaturszene vor. Im Jahre 2015 hieß der Band „Glück gehabt“ – da gabs nämlich noch lustige Geschichten auf dem Markt. 2016 erschienen dann vermehrt Bücher mit Titeln wie „Die Toten“, „Ein sterbender Mann“, „Panikherz“ oder „Die Unglückseligen“. Deshalb diesmal „Pech gehabt“ auf dem Cover. Anschließend spricht Igor Saweljew, Schriftsteller aus Ufa, über die aktuelle Lage der Schriftsteller.
Etwas gehetzt, weil der Security-Mann nach Hause möchte, schließen Andreas und ich unsere Lesungen an. Dann gibt’s doch noch eine Verzögerung, ein baschkirischer Volksdichter ist im Saal, will sich mir vorstellen und möglichst lange mit mir via Dolmetscher plaudern. Der Ärmste hat drei Stunden ausgeharrt, eine Stunde lang davon wurde er mit Deutsch beprasselt, von dem er kein Wort verstanden hat, jetzt käme eigentlich seine Stunde. Aber Gisela ist dem unbarmherzigen Securitymann ausgeliefert, also ist jetzt Schluss.
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