K 11 – Superauftritt für Subjekte

21 Juli 2016
Was kann man überhaupt ausklammern?

Nicht alle Satzglieder können ausgeklammert werden. Einzelne Nomen oder Pronomen finden wir nie auf dem Nachfeld. Fast schon gewohnheitsmäßig dagegen Vergleiche mit als oder wie:

VORFELD      MITTELFELD                                       NACHFELD  
Sergey    ist   also jetzt davon    gegangen                 wie ein geprügelter Hund.
Deshalb  hat  er auch immer lieber Hengste geritten  als Stuten.

Vergleiche mit als und wie

Als und wie haben auf das Satzglied, dem sie angehören einen ähnlichen Effekt wie Präpositionen: Sie machen es um mindestens ein Wort länger. Möglicherweise wirkt hier auch noch der Druck unserer rhythmischen Gewohnheiten mit, so dass wie bei der Regel „kurz vor lang“ die Satzglieder besonders gern ausgeklammert werden, die durch eine Präposition verdickt wurden. Dazu können Angaben gerade so gehören wie Ergänzungen oder Präpositionalobjekte. Schauen wir einfach noch einmal hinüber zu Sergey, wie es bei dem weiter gegangen ist:

Als erstes ist er auf die Rennbahn gefahren zu Tommi. Ein bisschen haben sie noch herumbasteln müssen an seinem alten Hänger, ein Reifen hatte zu wenig Luft, aber dann konnte er losfahren. Die Frau, bei der Salli seine Stute untergebracht hat, hat herumgekräht, dass es ihr gerade jetzt nicht passt, weil sie so viel Arbeit hat im Stall. Dass es erst am Wochenende geht, hat sie gesagt. Aber er konnte doch nicht warten bis zum Samstag. Die Stute war schon hoch rossig. Also hat er der Thusnelda ein bisschen Geld gegeben und sie dann stehen lassen. Sowieso hat er nicht gerechnet mit ihrer Hilfe, sondern Katka allein in den Hänger geführt. Und dann ist er gleich weiter gefahren zu dem Mann, dem der Hengst gehört.

Was wurde ausgeklammert?

Lokale Angaben: an seinem alten Hänger; im Stall
Temporale Angabe: bis zum Samstag
Lokale Ergänzung: zu Tommi; zu dem Mann, dem der Hengst gehört
Präpositionalobjekt: mit ihrer Hilfe

Nichts für Schwächlinge

Ein bestimmtes physisches Gewicht müssen die Satzglieder also haben, damit sie hinter die Satzklammer dürfen. Aber auch ein semantisches. Bedeutungsschwache Satzglieder wie Reflexivpronomen haben da nichts verloren. Ein Satz wie –

 *Als Sergey abends seine Tasche auspackte, da hat er gewundert sich 

– klingt falsch auch in der gesprochenen Sprache. 

Dagegen sind Angaben möglich, die aus nur einem Wort bestehen: 

Sergey hat sich nicht nur gewundert. 
Der sonst so gefasste Mann hat einen Schock erlebt heute.

Wie das? Sollte nicht das prominenteste Satzglied seinen Auftritt am Satzende haben? Und nun darf eine schmächtige temporale Angabe sich hinter das wichtige zweite Verb stellen? Heißt Ausklammerung, dass die Diva entzaubert wird? Dass ihr das Satzglied im Nachfeld den Rang abläuft? Ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Akkusativobjekt und Verb am Ende profitieren sogar noch von der ausgeklammerten Angabe. Wir können es hören, wenn wir den Satz laut lesen ...hat einen SCHOCK ERLEBT heute.

Der Superauftritt

In einem einzigen Fall allerdings müssen bei der Ausklammerung alle anderen Satzglieder zurückstehen. Nämlich beim Subjekt, dem Satzglied, das wir normalerweise weit vorne im Satz erwarten. Wer das Subjekt ausklammert, der will es so scharf hervorheben, als würde er den Auftritt des absoluten Highlights, des special guest im Satz ankündigen: 

Hier, an dieser Stelle unserer Geschichte, tritt in Erscheinung der sehr verletzliche Stolz eines Mannes.

Wenn wir den Satz laut sprechen, können wir an der Betonung hören, wo der Hauptakzent legt – auf dem Subjekt ganz hinten. Es klingt wie: 

Soeben hat die Arena betreten ein schwer gereizter Säbelzahntiger.


Na ja, und das ist er ja auch irgendwie – der verletzliche Mannesstolz. 

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