K 2 – Satzglieder – was ist das?

8 Juni 2016
Es ist gefährlich, dem Schüler vorzutäuschen, er könne die Satzglieder beliebig durcheinander werfen ... Die deutsche Wortfolge ist nicht "frei", sondern denkbedingt. 
Erich Drach, Grundgedanken der deutschen Satzlehre, 1940.


Diese sechs Sätze hat Salli ihrem geknechteten Schüler vorgesetzt –

Ich esse Zwiebeln.
Die Zwiebeln esse ich während des Unterrichts.
Ich bin kein Hund.
Die Zwiebeln stinken.
Gerade habe ich Ihnen 100 Euro gegeben.
Wir hoffen auf gute Zusammenarbeit! 

– und damit nicht nur ihre erste Begegnung halbwegs dokumentiert, sondern gleich alle wesentlichen Bestandteile von deutschen Sätzen geliefert, nämlich die Satzglieder. Im Einzelnen sind das: 

Verb, Subjekt, Objekt, Ergänzung und Angabe. 

Es ist uns natürlich bewusst, dass in gesprochener Sprache auch Sätze vorkommen wie „Hilfe!“ oder „boahh, ey“, in unserer Bestimmung hier gehen wir allerdings von der geschriebenen Sprache aus. Und dafür sagt das Wort „Glied“ schon etwas über sich, dass man nämlich für einen Satz wie für eine Perlenkette nicht mit einem Teil auskommt, sondern mehrere braucht.


Satzglieder kann man sich vorstellen wie die Gliedmaßen, die ein Mensch braucht, um so vernünftige Dinge zu tun wie sitzen, Rad fahren oder sich am Kopf kratzen. Für die eine Aktion braucht er nur zwei Beine, für das andere sind zusätzlich Hand und Kopf gefragt und ein Salto Rückwärts verlangt vielleicht noch mehr Aufwand. 

Die Minimalausstattung: Subjekt und Verb

Damit ein Satz überhaupt stehen kann, braucht er wenigstens zwei Glieder, nämlich Subjekt und Verb, so wie in Sallis viertem Beispiel:
      
Subjekt          Verb
Die Zwiebeln stinken.

Im Prinzip können sich Satzglieder aus mehreren Wörtern zusammensetzen (so wie etwa der menschliche Arm aus Oberarm, Unterarm, Ellbogen usw.) 


Und immer sind es ganz bestimmte Wortarten, die sich für ein besonderes Satzglied eignen – für das Subjekt etwa stellen sich gern die elefantengroßen Nomen zur Verfügung. Meist in Begleitung eines Artikels so wie in unserem Beispiel die Zwiebeln

Das Subjekt lässt sich erweitern

Es schadet dem Subjekt gar nichts, wenn zwischen Nomen und Artikel noch eine Reihe adjektivischer Vögel Platz nehmen wie die gebratenen Zwiebeln. Artikel und Nomen bilden dann so etwas wie die stabilen Außenmauern des Subjektgebäudes, in dessen Innerem sich eine prinzipiell unzählige Ansammlung von Worten und Wortgruppen niederlassen kann, seien es 

die für Sallis Geschmack mit viel zu viel Fett angebratenen Zwiebel 

oder vielleicht

dieser letztlich wohl gar nicht so üble, wenn auch für ihren Freundeskreis vollkommen indiskutable Russe.

Der Subjektkern

So viel Zierrat sich dabei auch anhäufen mag – den eigentlichen Kern des Subjekts bildete in unseren Beispielsätzen das Nomen. Alle anderen Bestandteile lassen sich nach Hause schicken, sogar der Artikel, so dass ein Satz durchaus noch sicher dastehen kann, solange er nur diese zwei Glieder sein eigen nennt – Subjekt und Verb:

Zwiebeln stinken. Pferde beißen. Dozentin entlaufen.

[Stopp! Den letzten Satz streichen wir bitte wieder, der hat eine ganz eigene Struktur (elliptisches Perfekt, Telegrammstil), der ist uns jetzt nur rausgerutscht aus Mitleid mit Salli, die den Kopf gerade so voll hat mit ihrem Chef und Anselm und diesem Zweitjob.]

Waren die Zwiebeln einmal im Gespräch, dann lassen sie sich durch Pronomen ersetzen, also Worte wie sie, die, diese etc.

Und auch ein kompletter Nebensatz kann Subjekt spielen:

S                                           V       
Dass Sergey sich so schnell durch Salli zähmen ließ, lässt sich doch gut an!

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